Arbeitsmarktprofil 2020

Niederösterreich
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Niederösterreich

Wirtschafts- und Wohlstandsniveau

Die österreichische Wirtschaft wurde stark von der Covid-19-Pandemie getroffen.
Niederösterreich hatte schon im Vorjahr ein relativ schwaches Wirtschaftswachstum (+0,9%). Im Jahr 2020 liegt der pandemiebedingte Wirtschaftseinbruch mit -7,5% im Österreichdurchschnitt. Die Bereiche Industrie sowie Gastgewerbe/Beherbergung waren die Haupttreiber für den massiven Rückgang der regionalen Wirtschaftsleistung. Der eingebrochene Weltmarkt führte zu einem Rückgang der Exporte um über 8% auf 20,6 Mrd. €. Der niederösterreichische Tourismus war mit Rückgängen bei den Nächtigungszahlen von über 40% auf etwa 4,3 Mio. konfrontiert, was auf die Nähe zu Wien und die damit verbundene besondere Betroffenheit zurückgeführt werden kann. Das Immobilienwesen konnte hingegen einen positiven Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen.
Die Zahl der arbeitslosen Personen ist mit +28,0% im Vergleich mit den anderen Bundesländern weniger stark angestiegen (Österreich: +35,9%). Die Arbeitslosenquote hat mit 9,4% ein historisches Hoch erreicht. Besonders betroffen vom Anstieg der Zahl der arbeitslosen Personen waren die Wirtschaftsbereiche Tourismus, Handel und die unternehmensnahen Dienstleistungen. Der Rückgang der Beschäftigtenzahlen fiel mit -0,7% im Bundesländervergleich weniger stark aus (Österreich: -2,1%).

Quellen: Statistik Austria, Bank Austria, WIFO; Bearbeitungsstand: Februar 2021

Bruttoregionalprodukt

Das Bruttoregionalprodukt (BRP) misst die wirtschaftliche Leistung einer Region. Das Bruttoregionalprodukt je Einwohner/in (BRP/EW) ermöglicht einen Vergleich der Wirtschaftskraft der Regionen.

Für Niederösterreich wurde im Jahr 2018 ein BRP/EW von rund 82% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 8 unter den österreichischen Bundesländern).
Zwischen 2016 und 2018 wurde ein Anstieg des BRP von 8,2% verzeichnet (Österreich: +7,8%).

Produktivität

Das BRP bezieht sich auf den Arbeitsort, während die dazu in Relation gesetzten Einwohner/innenzahlen auf den Wohnort bezogen sind, d.h. dass regionsüberschreitende Pendler/innenströme unberücksichtigt bleiben. Ergänzend gibt der Indikator „BRP pro Erwerbstätiger/Erwerbstätigem” (BRP/Job) wieder, wie viel an den Arbeitsstätten je Region von den jeweiligen Arbeitskräften erwirtschaftet wird (Produktivität).

Für Niederösterreich wurde im Jahr 2018 eine Produktivität von rund 95% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 6 unter den österreichischen Bundesländern).

Die regionale Wirtschaftsstruktur Niederösterreichs wird von einem hohen Anteil des industriell-gewerblichen Sektors geprägt. Die Regionen Niederösterreich-Süd, die Eisenwurzen, das Waldviertel sowie Teile des südlichen Wiener Umlandes zählen zu den wichtigsten Industriestandorten Österreichs.

Struktur der Erwerbstätigen

Im Jahr 2018 waren rund 6% der Erwerbstätigen (regionale Zuordnung nach dem Arbeitsort) im primären Sektor beschäftigt, rund 23% im sekundären Sektor und von rund 70% wurde der Arbeitsplatz dem tertiären Sektor zugerechnet (Österreich: 4% primärer Sektor, 22% sekundärer Sektor, 74% tertiärer Sektor).*

Quelle: Statistik Austria
* Die Summe der Anteile der drei Wirtschaftssektoren kann aufgrund von Rundungsdifferenzen geringfügig von 100% abweichen.

Corona-Robustheitsindikator

Aus gegebenem Anlass wurde an Stelle des Wohlstandsindikators für das Jahr 2020 ein sogenannter „Corona-Robustheitsindikator”** entwickelt. Dieser synthetische Indikator setzt sich aus vier arbeitsmarktrelevanten Einzelindikatoren zusammen, die die Entwicklung und das Niveau der Arbeitslosigkeit ebenso abbilden wie die die Situation der Covid-19 Kurzarbeit sowie den anzunehmenden Kinderbetreuungsbedarf. Durch eine spezielle Berechnungsmethode wurden die Indikatoren miteinander verknüpft und daraus eine synthetische Gesamt-Rangreihung abgeleitet.

Niederösterreich erscheint bei der Betrachtung der Robustheit zweigeteilt. Während vor allem die nördlichen (Top 10) sowie auch die östlichen Arbeitsmarktbezirke in der Rangreihung aller Arbeitsmarktbezirke sehr gute Robustheitswerte aufweisen, finden sich die südlichen Bezirke (Ausnahme Neunkirchen) im unteren Mittelfeld (siehe Karte 1).

Karte 1:
Corona-Robustheitsindikator
Corona-Robustheitsindikator
Im Jahresdurchschnitt erwiesen sich die nördlichen und östlichen Bezirke Niederösterreichs, das Burgenland, die Ost- und Südsteiermark sowie überwiegende Teile Kärntens und die angrenzenden Bezirke der Steiermark sowie die nördlichen oberösterreichischen Grenzregionen gegenüber den negativen Folgen der Covid-19-Pandemie als robust. Eine hohe Vulnerabilität ist hingegen vielen Regionen in den westlichen Bundesländern zu bescheinigen.
Quellen: Statistik Austria, Arbeitsmarktservice Österreich; eigene Berechnungen
** Statistik Austria: Anteil der Wohnbevölkerung unter 14 Jahren 2020; Arbeitsmarktservice Österreich: Veränderung der Zahl der arbeitslosen Personen 2019‑2020, Arbeitslosenquote 2020, Anteil der Personen in Kurzarbeit an den unselbständig Beschäftigten März‑November 2020 (Datenstand 08.02.2021)