Arbeitsmarktprofil 2020

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Wirtschafts- und Wohlstandsniveau

Die österreichische Wirtschaft wurde stark von der Covid-19-Pandemie getroffen.
Tirol verzeichnete im Jahr 2019 mit +1,8% noch ein solides Wirtschaftswachstum. Die Covid-19-Pandemie hat das Bundesland aber besonders stark getroffen. Der für Tirol so wichtige Tourismus brach im Pandemiejahr stark ein. Die Nächtigungen gingen um 33,4% oder 16,6 Mio. auf 33 Mio. zurück. Die regionale Wirtschaftsleistung reduzierte sich um 9,5%, allein der Tourismus machte dabei etwa 5 Prozentpunkte aus. Damit verzeichnete Tirol den größten Wirtschaftseinbruch aller österreichischen Bundesländer. Neben dem Tourismus waren die Bereiche Verkehrswirtschaft, der Handel und die Industrie stark betroffen. Trotz des Einbruchs des Weltmarkts veränderten sich die Warenexporte mit etwa 13,2 Mrd. € kaum. Dies ist auf die weiterhin hohen Ausfuhren von pharmazeutischen Erzeugnissen zurückzuführen.
Die Arbeitslosenquote im Gesamtjahr 2020 stieg massiv an. Mit einem Zuwachs von 3,5 Prozentpunkten verzeichnete Tirol den höchsten Anstieg im Bundesländervergleich. Da der Anstieg von einem niedrigen Niveau aus erfolgte, liegt sie mit 8,1% noch immer unter dem Österreichschnitt (9,9%). Die Zahl der arbeitslosen Personen stieg mit +77,4% österreichweit (+35,9%) am stärksten. Hauptverantwortlich dafür waren neben dem Tourismus die Bereiche Einzelhandel, Verkehrswirtschaft, Gebäudebetreuung und die Vermittlung von Arbeitskräften. Auch die Beschäftigtenzahlen brachen im Bundesländervergleich mit -4,3% am stärksten ein (Österreich: -2,1%).

Quellen: Statistik Austria, Bank Austria, WIFO; Bearbeitungsstand: Februar 2021

Bruttoregionalprodukt

Das Bruttoregionalprodukt (BRP) misst die wirtschaftliche Leistung einer Region. Das Bruttoregionalprodukt je Einwohner/in (BRP/EW) ermöglicht einen Vergleich der Wirtschaftskraft der Regionen.

Für Tirol wurde im Jahr 2018 ein BRP/EW von rund 107% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 4 unter den österreichischen Bundesländern).
Zwischen 2016 und 2018 wurde ein Anstieg des BRP von 8,1% verzeichnet (Österreich: +7,8%).

Produktivität

Das BRP bezieht sich auf den Arbeitsort, während die dazu in Relation gesetzten Einwohner/innenzahlen auf den Wohnort bezogen sind, d.h. dass regionsüberschreitende Pendler/innenströme unberücksichtigt bleiben. Ergänzend gibt der Indikator „BRP pro Erwerbstätiger/Erwerbstätigem” (BRP/Job) wieder, wie viel an den Arbeitsstätten je Region von den jeweiligen Arbeitskräften erwirtschaftet wird (Produktivität).

Für Tirol wurde im Jahr 2018 eine Produktivität von rund 99% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 5 unter den österreichischen Bundesländern).

Die Wirtschaftsstruktur Tirols wird von einem hohen Anteil der unselbständig Beschäftigten im Dienstleistungsbereich geprägt, Tirol ist eines der tourismusintensivsten Bundesländer Österreichs.

Struktur der Erwerbstätigen

Im Jahr 2018 waren rund 4% der Erwerbstätigen (regionale Zuordnung nach dem Arbeitsort) im primären Sektor beschäftigt, rund 22% im sekundären Sektor und von rund 74% wurde der Arbeitsplatz dem tertiären Sektor zugerechnet (Österreich: 4% primärer Sektor, 22% sekundärer Sektor, 74% tertiärer Sektor).*

Quelle: Statistik Austria
* Die Summe der Anteile der drei Wirtschaftssektoren kann aufgrund von Rundungsdifferenzen geringfügig von 100% abweichen.

Corona-Robustheitsindikator

Aus gegebenem Anlass wurde an Stelle des Wohlstandsindikators für das Jahr 2020 ein sogenannter „Corona-Robustheitsindikator”** entwickelt. Dieser synthetische Indikator setzt sich aus vier arbeitsmarktrelevanten Einzelindikatoren zusammen, die die Entwicklung und das Niveau der Arbeitslosigkeit ebenso abbilden wie die die Situation der Covid-19 Kurzarbeit sowie den anzunehmenden Kinderbetreuungsbedarf. Durch eine spezielle Berechnungsmethode wurden die Indikatoren miteinander verknüpft und daraus eine synthetische Gesamt-Rangreihung abgeleitet.

In Tirol waren die Arbeitsmarktbezirke des Tiroler Oberlandes sowie der Arbeitsmarktbezirk Schwaz von der Corona-Krise besonders betroffen. Die anderen Arbeitsmarktbezirke (Innsbruck, Kufstein, Kitzbühel, Lienz) sind im unteren Mittelfeld zu finden (siehe Karte 1).

Karte 1:
Corona-Robustheitsindikator
Corona-Robustheitsindikator
Im Jahresdurchschnitt erwiesen sich die nördlichen und östlichen Bezirke Niederösterreichs, das Burgenland, die Ost- und Südsteiermark sowie überwiegende Teile Kärntens und die angrenzenden Bezirke der Steiermark sowie die nördlichen oberösterreichischen Grenzregionen gegenüber den negativen Folgen der Covid-19-Pandemie als robust. Eine hohe Vulnerabilität ist hingegen vielen Regionen in den westlichen Bundesländern zu bescheinigen.
Quellen: Statistik Austria, Arbeitsmarktservice Österreich; eigene Berechnungen
** Statistik Austria: Anteil der Wohnbevölkerung unter 14 Jahren 2020; Arbeitsmarktservice Österreich: Veränderung der Zahl der arbeitslosen Personen 2019‑2020, Arbeitslosenquote 2020, Anteil der Personen in Kurzarbeit an den unselbständig Beschäftigten März‑November 2020 (Datenstand 08.02.2021)