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Wirtschaftsstruktur und -entwicklung
Betrug das Wirtschaftswachstum in Österreich im Jahr 2019 noch +1,4%, war das Jahr 2020 sehr stark geprägt von den Folgen der Corona-Pandemie. Steigende Infektionszahlen haben ab Mitte März zu einem Lockdown mit erheblichen negativen Konsequenzen für Österreichs Wirtschaft und den Arbeitsmarkt geführt. Mitte April erreichte die Arbeitslosigkeit mit einem Bestand von ca. 534.000 vorgemerkten arbeitslosen Personen einen absoluten Höchststand.
Die Einführung der Covid-19-Kurzarbeit verhinderte ein weiteres Ansteigen, es konnten mit dieser Maßnahme bis Ende April rund 1,2 Millionen Arbeitsplätze gesichert werden. In dieser Zeit waren insbesondere die Warenproduktion, Gastronomie und Tourismus, die Bauwirtschaft, die Bereiche Kunst, Kultur, Unterhaltung und Erholung sowie die persönlichen Dienstleistungen (insbesondere Friseur- und Kosmetiksalons) betroffen. Die schrittweisen Öffnungen ab Mitte April haben dann wieder zur Belebung des Konsums und zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung beigetragen.
Im Sommer konnten sich neben der Bauwirtschaft auch die Warenproduktion, die Arbeitskräfteüberlassung sowie der Handel leicht erholen. In der Tourismusbranche blieb die Arbeitslosigkeit trotz reger Nachfrage im Sommertourismus nach wie vor sehr hoch, besonders in den tourismusintensiven Bundesländern. Bis Ende Oktober entwickelte sich die Wirtschaft relativ günstig, die Wertschöpfung blieb aber durchwegs unter dem Vorjahresniveau.
Im Herbst sind die Infektionszahlen wieder angestiegen, sodass im November zwei neuerliche Lockdowns verordnet wurden. Die Zahl der arbeitslosen Personen stieg wieder an. Nicht alle Branchen wie etwa der sekundäre Sektor und die Bauwirtschaft waren diesmal von den Schließungen betroffen, sodass die Verluste insgesamt geringer ausfielen. Im Dezember öffnete der Handel wieder und ermöglichte nochmals einen Aufschwung, der allerdings mit dem nach Weihnachten ausgerufenen erneuten Lockdown ein jähes Ende fand.
Über das Jahr betrachtet zählen die Dienstleistungsbranchen und davon besonders der Tourismus und die Freizeitwirtschaft, der stationäre Handel, Kunst und Kultur sowie persönliche Dienstleistungen und die Verkehrswirtschaft zu den größten Verlierern. In der Industrie und der Bauwirtschaft zeigen sich – je nach Exportorientierung – unterschiedliche regionale Entwicklungen. Weniger stark betroffen waren der Gesundheitsbereich, das Immobilienwesen sowie die IT-Dienstleistungen.
Für das Jahr 2020 wird österreichweit mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 7,5% gerechnet, wobei in den tourismusintensiven Bundesländern die größten wirtschaftlichen Einbrüche erwartet werden. Negativer Spitzenreiter ist mit -9,5% Tirol, gefolgt von Salzburg und der Steiermark, die überdies mit strukturellen Problemen in der Fahrzeugindustrie konfrontiert ist, mit jeweils -8,5%. Oberösterreich und Niederösterreich liegen mit -7,5% im Bundesdurchschnitt, mit -7,0% werden die Verluste für Wien und Kärnten beziffert, für das Burgenland und Vorarlberg wird mit -6,0% gerechnet.
Die Arbeitslosenzahl stieg im Jahresdurchschnitt 2020 um 35,9% auf 409.639, wobei sich die Langzeitbeschäftigungslosigkeit und die schwierige Situation von Problemgruppen am Arbeitsmarkt in der Krise weiter verfestigten. Die Arbeitslosenquote lag bei 9,9%. Während die Männer in den westlichen Bundesländern am stärksten betroffen waren, verzeichneten zahlreiche Regionen in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark auch bei den Frauen sehr hohe Anstiege. Eine vergleichsweise günstigste Entwicklung bei beiden Geschlechtern ist im Nordosten des Landes zu beobachten.
Trotz der Unsicherheiten bezüglich des weiteren Pandemieverlaufes rechnen Wirtschaftsforscher_innen für 2021 mit einem Wirtschaftswachstum zwischen +4,5% und +2,2% – ein Erreichen des Vorkrisenniveaus wird aber insgesamt erst wieder im Jahr 2022 erwartet.