Arbeitsmarktprofil 2022

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Wirtschafts- und Wohlstandsniveau

Die österreichische Wirtschaft erholte sich weiterhin kräftig und verzeichnete eine noch stärkere Dynamik als im Vorjahr, nachdem im Jahr 2020 bedingt durch die Covid-19-Pandemie starke konjunkturelle Einbußen verzeichnet wurden.
Für Tirol zeigen die regionalen Konjunkturindikatoren im Jahr 2022 im Österreichvergleich am stärksten nach oben. Der durch die pandemiebedingten Schließungen in den Jahren 2020 und 2021 stark gebeutelte Tourismus konnte sich 2022 sehr stark entwickeln. Die Zahl der Nächtigungen stieg enorm stark an, bleibt jedoch noch immer unter dem Vorpandemieniveau von 2019. Zusätzlich zum Tourismus stellte die Transportwirtschaft eine wichtige Wachstumsstütze dar. Eine sehr positive Dynamik zeigte sich durch die gute globale Konjunktur auch in der Exportindustrie.
Das kräftige Wirtschaftswachstum spiegelte sich auch in den Arbeitsmarktindikatoren wider. Die Beschäftigtenzahl stieg mit +4,9% im Bundesländervergleich am stärksten an (Österreich: +2,9%). Die Zahl der arbeitslosen Personen ging ebenfalls am stärksten in Tirol zurück (-36,4%; Österreich: -20,7%). Die rückläufige Arbeitslosenquote ist mit 4,0% eine der niedrigsten in Österreich (Österreich: 6,3%).

Quelle: Statistik Austria, Bank Austria, WIFO.

Bruttoregionalprodukt

Das Bruttoregionalprodukt (BRP) misst die wirtschaftliche Leistung einer Region. Das Bruttoregionalprodukt je Einwohner/in (BRP/EW) ermöglicht einen Vergleich der Wirtschaftskraft der Regionen.

Für Tirol wurde im Jahr 2020 ein BRP/EW von rund 105% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 4 unter den österreichischen Bundesländern).
Zwischen 2018 und 2020 wurde ein Rückgang des BRP von 2,4% verzeichnet (Österreich: -1,1%).

Produktivität

Das BRP bezieht sich auf den Arbeitsort, während die dazu in Relation gesetzten Einwohner/innenzahlen auf den Wohnort bezogen sind, d.h. dass regionsüberschreitende Pendler/innenströme unberücksichtigt bleiben. Ergänzend gibt der Indikator „BRP pro Erwerbstätiger/Erwerbstätigem” (BRP/Job) wieder, wie viel an den Arbeitsstätten je Region von den jeweiligen Arbeitskräften erwirtschaftet wird (Produktivität).

Für Tirol wurde im Jahr 2020 eine Produktivität von rund 99% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 5 unter den österreichischen Bundesländern).

Die Wirtschaftsstruktur Tirols wird von einem hohen Anteil der unselbständig Beschäftigten im Dienstleistungsbereich geprägt, Tirol ist eines der tourismusintensivsten Bundesländer Österreichs.

Bruttowertschöpfung

Die Bruttowertschöpfung (BWS) ergibt sich aus dem Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Waren und Dienstleistungen, vermindert um die Vorleistungen. Die BWS nach Wirtschaftssektoren gibt Auskunft darüber, welchen Beitrag die einzelnen Wirtschaftssektoren zur Gesamtwertschöpfung leisten.

Auf den primären Sektor (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei) entfielen 2020 rund 1%, auf den sekundären Sektor (Gewinnung von Rohstoffen, Herstellung von Waren, Energie und Wasser, Bau) rund 29% und auf den tertiären Sektor (Erbringung von Dienstleistungen) rund 70% der BWS (Österreich: 1% primärer Sektor, 29% sekundärer Sektor, 70% tertiärer Sektor).*

Im Jahr 2020 waren rund 5% der Erwerbstätigen (regionale Zuordnung nach dem Arbeitsort) im primären Sektor beschäftigt, rund 23% im sekundären Sektor und von rund 73% wurde der Arbeitsplatz dem tertiären Sektor zugerechnet (Österreich: 4% primärer Sektor, 22% sekundärer Sektor, 74% tertiärer Sektor).*

Quelle: Statistik Austria
* Die Summe der Anteile der drei Wirtschaftssektoren kann aufgrund von Rundungsdifferenzen geringfügig von 100% abweichen.

Die oben beschriebenen (auf den Arbeitsort bezogenen) Indikatoren zum regionalen Wirtschaftsniveau und zur regionalen Wirtschaftsstruktur erlauben Rückschlüsse hinsichtlich der Ausstattung einer Region mit Unternehmen und Arbeitsplätzen sowie der wirtschaftlichen Attraktivität einer Region.

Verknüpfung von „Wohlstandsindikatoren”

Zur Analyse des Wohlstandsniveaus der in der Region ansässigen Wohnbevölkerung wurde nun für die Arbeitsmarktprofile eine spezielle Berechnungsmethode angewandt. Die Verknüpfung verschiedener „Wohlstandsindikatoren”** und die daraus abgeleitete synthetische Gesamt-Rangreihung ermöglichen es, das Wohlstandsniveau der österreichischen NUTS 3-Regionen*** nach dem Wohnort-Prinzip zu erfassen. Die dabei verwendeten Indikatoren spiegeln sowohl die Einkommens- als auch die demografische Struktur der Regionen wider und geben somit ergänzende Informationen zu jenen Indikatoren, die sich auf den Arbeitsort beziehen.

In Tirol erreichen die Regionen Osttirol und Tiroler Unterland die besten Gesamt-Rangreihungen (oberes Mittelfeld), die Regionen Innsbruck, Tiroler Oberland und Außerfern bleiben dahinter zurück (siehe Karte 1).

Karte 1:
Verknüpfung von „Wohlstandsindikatoren”
Wohlstandsindikatoren
Unter den 35 österreichischen NUTS 3-Regionen erreichen die Regionen Mühlviertel, Mostviertel-Eisenwurzen, Innviertel, Wiener Umland-Nordteil und Linz-Wels die besten Ränge, gefolgt von den Regionen Bludenz-Bregenzer Wald, Steyr-Kirchdorf, Traunviertel, Nordburgenland, Salzburg und Umgebung, Mittelburgenland, Osttirol, Wiener Umland-Südteil und Tiroler Unterland.
Quellen: Statistik Austria, Arbeitsmarktservice Österreich; eigene Berechnungen
** Statistik Austria: Anteil der Über-65-Jährigen 2022, Durchschnittlicher Jahresnettobezug 2019‑2021, Anteil der Teilzeitbeschäftigung 2019‑2021; Arbeitsmarktservice Österreich (bzw. Statistik Austria): Arbeitslosenquote 2020‑2022, Anzahl der Tage in Krankengeldbezug 2020‑2022 je erwerbstätiger Person 2018‑2020, Anteil der 25‑64‑jährigen erwerbsfernen Personen an der Wohnbevölkerung im selben Alter 2020‑2022
*** Gemäß NUTS-Klassifikation (hierarchisch aufgebaute, einheitliche territoriale Gliederung zur Erstellung regionaler Statistiken der EU) entsprechen den NUTS 3-Regionen in Österreich Gruppen von Bezirken und Gerichtsbezirken. NUTS steht für "Nomenclature des unités territoriales statistiques" oder "Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik".