Arbeitsmarkt-
bezirk
Wirtschafts- und Wohlstandsniveau
Die österreichische Wirtschaft wurde stark von der Covid-19-Pandemie getroffen.
In Wien entfallen – wie für Stadtökonomien typisch – rd. 85% der Wertschöpfung und rd. 89% der Erwerbstätigen auf die Dienstleistungsbranchen. Das Wachstum im Jahr 2019 war mit +1,2% unterdurchschnittlich. Der durch die Covid-19-Pandemie bedingte Einbruch der Wirtschaftsleistung war mit -7,0% leicht unter dem Österreichschnitt (-7,5%). Besonders stark von der Pandemie betroffen war der Tourismus – über weite Strecken des Jahres 2020 waren die touristischen Einrichtungen geschlossen bzw. sehr stark eingeschränkt. Die Wiener Stadthotellerie ist vor allem von internationalen Gästen abhängig, die Reiseeinschränkungen führten zum Ausbleiben dieser. Daher konnte sich der Tourismus nicht wie in den anderen Bundesländern im Sommer etwas erholen. Für das Gesamtjahr 2020 wird mit einem Nächtigungsrückgang von 75% auf 4,5 Mio. gerechnet. Die Wertschöpfung der ebenfalls für die Stadt wichtigen Bereiche Kunst und Unterhaltung sowie des Handels ging stark zurück. Im Gegensatz dazu zeigte sich die Wiener Industrie relativ robust. Insbesondere durch die starke globale Nachfrage nach pharmazeutischen Erzeugnissen konnten die Warenexporte sogar auf 21,7 Mrd. € steigen.
Die Arbeitslosigkeit stieg pandemiebedingt auf ein Rekordhoch. Für das Gesamtjahr wird eine Arbeitslosenquote von 15,1% ausgewiesen und liegt damit weit über dem Österreichschnitt von 9,9%. Die Zahl der arbeitslosen Personen stieg um 30,3% an (Österreich: +35,9%). Dabei verzeichneten die Wirtschaftsbereiche Tourismus, Gebäudebetreuung, Vermittlung von Arbeitskräften und Einzelhandel die höchsten Anstiege. Auch der Rückgang der unselbständig Beschäftigten waren mit -2,5% überdurchschnittlich hoch (Österreich: -2,1%). Trotzdem konnten der Gesundheitsbereich und die IT-Dienstleistungen ein Beschäftigungswachstum verzeichnen.
Das Bruttoregionalprodukt (BRP) misst die wirtschaftliche Leistung einer Region. Das Bruttoregionalprodukt je Einwohner/in (BRP/EW) ermöglicht einen Vergleich der Wirtschaftskraft der Regionen.
Für Wien wurde im Jahr 2018 ein BRP/EW von rund 118% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 2 unter den österreichischen Bundesländern).
Zwischen 2016 und 2018 wurde ein Anstieg des BRP von 5,6% verzeichnet (Österreich: +7,8%).
Das BRP bezieht sich auf den Arbeitsort, während die dazu in Relation gesetzten Einwohner/innenzahlen auf den Wohnort bezogen sind, d.h. dass regionsüberschreitende Pendler/innenströme unberücksichtigt bleiben. Ergänzend gibt der Indikator „BRP pro Erwerbstätiger/Erwerbstätigem” (BRP/Job) wieder, wie viel an den Arbeitsstätten je Region von den jeweiligen Arbeitskräften erwirtschaftet wird (Produktivität).
Für Wien wurde im Jahr 2018 eine Produktivität von rund 109% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 2 unter den österreichischen Bundesländern).
Kennzeichnend für die sektorale Struktur Wiens ist wie für Stadtregionen typisch die hohe Bedeutung des tertiären Sektors. Ausschlaggebend dafür sind nicht nur die Bedeutung des politisch-administrativen Bereichs und des Finanzsektors sowie die Standortattraktivität für Headquarters, sondern auch der Stellenwert des Handels und des Tourismus. Die Stadt Wien ist aufgrund ihrer historisch-kulturellen Bedeutung und der Vielzahl an Sehenswürdigkeiten eine der wichtigsten österreichischen Tourismusdestinationen. Innerhalb Österreichs gilt Wien auch als Zentrum von Forschung und Entwicklung. Über Jahrzehnte hinweg war für Wien für eine Stadt dieser Größe und Funktion untypisch jedoch auch der sekundäre Sektor von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Hier ist seit Jahren ein umfassender Strukturwandel im Gange.
Im Jahr 2018 waren rund 0% der Erwerbstätigen (regionale Zuordnung nach dem Arbeitsort) im primären Sektor beschäftigt, rund 11% im sekundären Sektor und von rund 89% wurde der Arbeitsplatz dem tertiären Sektor zugerechnet (Österreich: 4% primärer Sektor, 22% sekundärer Sektor, 74% tertiärer Sektor).*
Aus gegebenem Anlass wurde an Stelle des Wohlstandsindikators für das Jahr 2020 ein sogenannter „Corona-Robustheitsindikator”** entwickelt. Dieser synthetische Indikator setzt sich aus vier arbeitsmarktrelevanten Einzelindikatoren zusammen, die die Entwicklung und das Niveau der Arbeitslosigkeit ebenso abbilden wie die die Situation der Covid-19 Kurzarbeit sowie den anzunehmenden Kinderbetreuungsbedarf. Durch eine spezielle Berechnungsmethode wurden die Indikatoren miteinander verknüpft und daraus eine synthetische Gesamt-Rangreihung abgeleitet.
Wien liegt im Ranking hinsichtlich des Robustheitsindikators im unteren Mittelfeld auf Platz 74 von 84 Arbeitsmarktbezirken (siehe Karte 1). Prägend sind die im Bezirksvergleich höchste Arbeitslosenquote und ein hoher Anteil an Personen in Kurzarbeit. Dem gegenüber steht ein unterdurchschnittlicher Anstieg der Zahl der arbeitslosen Personen.