Arbeitsmarktprofil 2022

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Wirtschaftsstruktur und -entwicklung

Im Jahr 2019 betrug das reale* Wirtschaftswachstum in Österreich noch +1,5%, 2020 brach die österreichische Wirtschaft in Folge der Corona-Pandemie mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes von -6,5% stark ein. Das Jahr 2021 war — trotz andauernder Pandemie — geprägt von einem dynamischen Aufholprozess. Dies resultierte in einem kräftigen Wirtschaftswachstum (+4,6%), das sich im Jahr 2022 fortsetzte. Die Konjunkturprognose des WIFO gibt ein Wirtschaftswachstum von +4,8% an. Die positive Entwicklung fußt auf einer breiten sektoralen und regionalen Basis.

Eine genauere Analyse der konjunkturellen Entwicklung im Jahresverlauf 2022 zeigt im ersten Halbjahr einen aus dem pandemiebedingten Aufholbedarf resultierenden dynamischen Anstieg des Wirtschaftswachstums um +7,5%. Die rasche Erholung vor allem in den Dienstleistungsbereichen, aber auch eine kräftig expandierende Industrieproduktion, die von den gestiegenen Warenexporten profitierte, waren dafür ausschlaggebend. Der Krieg in der Ukraine und die dadurch hohen Energiepreise hatten jedoch im zweiten Halbjahr eine Reduktion des Wachstums zur Folge. Die Exporte und die Wertschöpfung in der Sachgütererzeugung sanken gegenüber dem Vorquartal. Neben den hohen Energiepreisen dämpfte auch die gestiegene Unsicherheit die Konsumausgaben der privaten Haushalte und die Investitionen.

Das regionale Wirtschaftswachstum war mit jeweils über 7% in den Tourismushochburgen Tirol und Salzburg am höchsten. Sie konnten am stärksten von der guten Wintersaison 2021/22 profitieren, nachdem die Wintersaison ein Jahr zuvor praktisch ausgefallen war. In den Bundesländern Kärnten, Burgenland und Vorarlberg war das überdurchschnittliche Wachstum sowohl vom Tourismus als auch von einer guten Industrie- bzw. Baukonjunktur gestützt. Die östlichen Bundesländer Wien und Niederösterreich sowie die Industrieländer Oberösterreich und Steiermark profitierten aufgrund der relativ geringen Bedeutung des Wintertourismus nicht so stark von den gelockerten Coronamaßnahmen. Sie verzeichneten aber trotzdem ein robustes Wachstum von deutlich über 3%.

Der wirtschaftliche Aufschwung wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. War im Jahr 2020 ein pandemiebedingt starker Rückgang der unselbständig Beschäftigten von -2,0% zu verzeichnen, so konnte im Jahr 2021 bereits ein Anstieg von +2,4% beobachtet werden. Der positive Trend setzte sich fort und zeigte für das Jahr 2022 mit +2,9% noch stärker nach oben.

Der Zuwachs der Zahl der Beschäftigten ging mit einer weiteren Reduktion der Arbeitslosigkeit einher. Die Zahl der arbeitslosen Personen reduzierte sich im Jahresdurchschnitt 2022 um 68.621 bzw. um -20,7% auf 263.121. Vor allem die westlichen Bundesländer konnten starke Rückgänge verzeichnen. Nachdem die Arbeitslosenquote im Jahr 2020 krisenbedingt auf den sehr hohen Wert von 9,9% angestiegen war, verringerte sich diese im Folgejahr 2021 auf 8,0% und im Jahr 2022 auf 6,3%, womit ein niedrigerer Wert als vor der Pandemie (2019: 7,4%) erreicht werden konnte. Im Gegensatz zu den Pandemiejahren, die besondere Herausforderungen für die Personengruppe der Über-55-Jährigen sowie auch der Langzeitarbeitslosen bzw. Langzeitbeschäftigungslosen mit sich brachte, betraf diese positive Entwicklung alle wesentlichen Zielgruppen, wobei die Zahl der Langzeitarbeitslosen besonders stark zurückging.

Durch das Modell der Kurzarbeit konnte in den von der Pandemie besonders betroffenen Jahren 2020 und 2021 eine große Zahl an Arbeitsplätzen gesichert werden. Der wirtschaftliche Aufschwung im Jahr 2021 sowie eine Veränderung des Kurzarbeitsmodells führten ab der Jahresmitte 2021 dann zu einer Reduktion der Zahl der Personen in Kurzarbeit. Über den Winter 2021/22 kam es dann noch einmal kurzfristig zu einem Anstieg, seit der Jahresmitte 2022 befinden sich aber nur mehr sehr wenige unselbständig Beschäftigte in Kurzarbeit.

Nachdem der internationale Konjunkturabschwung die österreichische Wirtschaft im 2. Halbjahr 2022 erreicht hat, rechnen die Wirtschaftsforscher_innen des WIFO für 2023 mit einer stagnierenden Wirtschaftsleistung (+0,3%). Sie gehen davon aus, dass sich die Lage auf den Energiemärkten allmählich entspannen wird, somit die Inflation gedämpft und die Konjunktur wieder anziehen wird. Für das Jahr 2024 soll sich das Wachstum auf 1,8% erhöhen.

*) Das reale BIP wird verwendet, um das BIP unabhängig von Veränderungen der Preise betrachten zu können. Alle Waren und Dienstleistungen werden zu den Preisen eines Basisjahres (Referenzjahr: 2005) bewertet (BIP zu konstanten Preisen).
Quellen: AMS, WKO, Bank Austria, WIFO
 
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