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Wirtschafts- und Wohlstandsniveau
Die österreichische Wirtschaft bricht ein, nachdem die beiden Jahre zuvor von einem positiven wirtschaftlichen Aufwärtstrend in Folge der Covid-19-Pandemie gezeichnet waren. Besonders die Industrieregionen sind mit einem starken Wirtschaftsabschwung konfrontiert.
In Wien entfallen – wie für Stadtökonomien typisch – rd. 85% der Wertschöpfung und rd. 89% der Erwerbstätigen auf die Dienstleistungsbranchen. Somit ist Wien nicht so stark von der Industrie abhängig, die vorwiegend für die Wirtschaftseinbrüche der anderen Bundesländer verantwortlich war. Trotzdem hatte das schwierige globale Konjunkturumfeld Einfluss auf die Wiener Wirtschaftsleistung, die zumindest ein leichtes Wachstum verzeichnen konnte. Die Entwicklung des Handels und der Verkehrswirtschaft war besonders negativ. Hingegen lieferte der Tourismus einen starken Impuls. Die Übernachtungszahl stieg gegenüber dem Vorjahr stark an und lag damit nur mehr knapp unter dem Vorpandemiewert von 2019. Auch die Warenexporte entwickelten sich solide. Im Bereich der Industrie kamen positive Impulse von der Elektronikindustrie, während sich die Produktion in der chemischen Industrie rückläufig entwickelte.
Die Zahl der Arbeitslosen stieg etwas stärker als im Bundesschnitt (+3,4%; Österreich: +2,9%). Die Arbeitslosenquote liegt mit 10,6% nach wie vor weit über dem Österreichschnitt (6,4%). Die Zahl der unselbständig Beschäftigten stieg im Bundesländervergleich am stärksten an (+1,9%; Österreich: +1,1%).
Das Bruttoregionalprodukt (BRP) misst die wirtschaftliche Leistung einer Region. Das Bruttoregionalprodukt je Einwohner/in (BRP/EW) ermöglicht einen Vergleich der Wirtschaftskraft der Regionen.
Für Wien wurde im Jahr 2021 ein BRP/EW von rund 118% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 1 unter den österreichischen Bundesländern).
Zwischen 2019 und 2021 wurde ein Anstieg des BRP von 2,9% verzeichnet (Österreich: +2,0%).
Das BRP bezieht sich auf den Arbeitsort, während die dazu in Relation gesetzten Einwohner/innenzahlen auf den Wohnort bezogen sind, d.h. dass regionsüberschreitende Pendler/innenströme unberücksichtigt bleiben. Ergänzend gibt der Indikator „BRP pro Erwerbstätiger/Erwerbstätigem” (BRP/Job) wieder, wie viel an den Arbeitsstätten je Region von den jeweiligen Arbeitskräften erwirtschaftet wird (Produktivität).
Für Wien wurde im Jahr 2021 eine Produktivität von rund 109% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 2 unter den österreichischen Bundesländern).
Kennzeichnend für die sektorale Struktur Wiens ist wie für Stadtregionen typisch die hohe Bedeutung des tertiären Sektors. Ausschlaggebend dafür sind nicht nur die Bedeutung des politisch-administrativen Bereichs und des Finanzsektors sowie die Standortattraktivität für Headquarters, sondern auch der Stellenwert des Handels und des Tourismus. Die Stadt Wien ist aufgrund ihrer historisch-kulturellen Bedeutung und der Vielzahl an Sehenswürdigkeiten eine der wichtigsten österreichischen Tourismusdestinationen. Innerhalb Österreichs gilt Wien auch als Zentrum von Forschung und Entwicklung. Über Jahrzehnte hinweg war für Wien für eine Stadt dieser Größe und Funktion untypisch jedoch auch der sekundäre Sektor von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Hier ist seit Jahren ein umfassender Strukturwandel im Gange.
Die Bruttowertschöpfung (BWS) ergibt sich aus dem Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Waren und Dienstleistungen, vermindert um die Vorleistungen. Die BWS nach Wirtschaftssektoren gibt Auskunft darüber, welchen Beitrag die einzelnen Wirtschaftssektoren zur Gesamtwertschöpfung leisten.
Auf den primären Sektor (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei) entfielen 2021 rund 0%, auf den sekundären Sektor (Gewinnung von Rohstoffen, Herstellung von Waren, Energie und Wasser, Bau) rund 15% und auf den tertiären Sektor (Erbringung von Dienstleistungen) rund 85% der BWS (Österreich: 1% primärer Sektor, 29% sekundärer Sektor, 69% tertiärer Sektor).*
Im Jahr 2021 waren rund 0% der Erwerbstätigen (regionale Zuordnung nach dem Arbeitsort) im primären Sektor beschäftigt, rund 11% im sekundären Sektor und von rund 89% wurde der Arbeitsplatz dem tertiären Sektor zugerechnet (Österreich: 4% primärer Sektor, 22% sekundärer Sektor, 74% tertiärer Sektor).*
Die oben beschriebenen (auf den Arbeitsort bezogenen) Indikatoren zum regionalen Wirtschaftsniveau und zur regionalen Wirtschaftsstruktur erlauben Rückschlüsse hinsichtlich der Ausstattung einer Region mit Unternehmen und Arbeitsplätzen sowie der wirtschaftlichen Attraktivität einer Region.
Zur Analyse des Wohlstandsniveaus der in der Region ansässigen Wohnbevölkerung wurde nun für die Arbeitsmarktprofile eine spezielle Berechnungsmethode angewandt. Die Verknüpfung verschiedener „Wohlstandsindikatoren”** und die daraus abgeleitete synthetische Gesamt-Rangreihung ermöglichen es, das Wohlstandsniveau der österreichischen NUTS 3-Regionen*** nach dem Wohnort-Prinzip zu erfassen. Die dabei verwendeten Indikatoren spiegeln sowohl die Einkommens- als auch die demografische Struktur der Regionen wider und geben somit ergänzende Informationen zu jenen Indikatoren, die sich auf den Arbeitsort beziehen.
Für Wien als Arbeitsplatzzentrum einer funktionalen Region mit starken Pendlerverflechtungen mit dem Umland ergeben sich im Vergleich des arbeitsplatzbezogenen und des wohnortbezogenen Wohlstandsniveaus die größten Unterschiede. Bei einem hohen Niveau der Wirtschaftskraft ergeben die personenbezogenen Wohlstandsindikatoren im Vergleich zu den anderen österreichischen Regionen eine deutlich schwächere Rangreihung (siehe Karte 1).